Simba-König

Himmelfahrt

Miau, brummt mir der Schädel. War das ein Tag. Miau, nicht was ihr denkt. Mit Alkohol habe ich mich stark zurückgehalten, wegen der Vorbildwirkung und so. Schließlich habe ich jetzt einen Sohn.

Also. Das war so. Erst einmal haben Clara und ich uns einen Namen für den Kleinen überlegt und uns ziemlich schnell auf Samy geeinigt. Doch jedes Mal wenn wir ihn bei dem neuen Namen gerufen haben, kam er auf mich zu und hüpfte mir auf den Kopf. Wir waren ratlos, bis Clara einfiel, dass der Smutje auf dem Schiff ihn auch immer so gerufen und allerlei Kunststücke mit ihm ausprobiert hatte. Vielleicht verband er mit diesem Namen ja nur Unsinn. Also entschieden wir uns für einen anderen Namen, denn mir brummte schon der Schädel. Ich war gleich für Jamy und Clare tat mir den Gefallen und stimmte zu.

Nachdem der Name gefunden war und Jamy sich wieder normal verhielt, wurde es doch noch ein schöner Vatertag. Der Himmel war zwar wolkenverhangen, aber Hauptsache war, dass es nicht regnete und das tat es nicht. Also haben wir einen riesigen Spaziergang um die Alster gemacht und sind abends in meinem Zuhause eingekehrt. Die Augen meiner Mutter hättet ihr mal sehen sollen, als der kleine Jamy um die Ecke gesprungen kam. Sie hat sich so erschrocken, dass sie gleich aufschrie. Tja, mein Sohn ist mein Spiegelbild, nur in klein. Und so kam es, wie es kommen musste. Meine Mutter erzählte einen Schwank nach dem anderen aus meiner Kindheit. Leider auch die Geschichten, die sie hätte für sich behalten sollte. Da war es mit der Vorbildwirkung schnell vorbei und Jamy spitzte die Ohren. Tja Mütter. Die wissen eben nicht, wenn sie mal den Mund halten sollten, miau.

Ich wünsche euch noch eine schöne Restwoche und verabschiede mich bis nach Pfingsten. Ich bin mit meiner kleinen Familie für zehn Tage auf Sylt. Also bis dann. Schöne Tage euch allen.

Euer Simba.

simba-baby

Clara

Nachdem mein alkoholkranker Kumpel aus Bergedorf nun bei mir eingezogen war, hatte ich endlich Ruhe vor dem Gejammer meiner Mutter. Dafür hatte ich jetzt jeden Tag das Gejammer von Carlos. Also bin ich viel draußen. Ist ja sowieso viel schöner. Wochenende war ich endlich mal wieder an der Alster und bei dem super Wetter am Sonnabend habe ich sie gleich zwei Mal umrundet. Ihr glaubt ja gar nicht, was und wen man da alles sehen und entdecken kann, miau.

Ich bin ein guter Beobachter, mir entgeht nichts. Und als ich so auf Höhe Bobby Reich bin und zum Restaurant hinunterblicke, seh ich doch ein kleines, kuschliges Wollknäul auf einer Mülltonne sitzen. Ich dachte meine Läuse spielen verrückt. Der sah ja aus wie ich, miau. Also bin gleich mal hingeschlichen und hab mir die kleine Miezekatze von Dichten angesehen. Tatsächlich. Unverwechselbar und ein Junge. Ich schlich mich weiter an das Wollknäul heran, doch da bemerkte er mich auch schon und zuckte zusammen. Dann fauchte der kleine Kerl wie ein Großer und ich dachte, mutig, Kleiner. Und dann sah ich es. Er hatte die gleiche Maserung am linken Auge wie ich. Doch bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, wurde ich von rechts angefaucht. Clara? Wow, die war ja noch schöner geworden. Ich ging vorsichtig auf sie zu und beruhigte sie. Dann erkannte sie mich und ich sah ihren traurigen Blick. Miau, was hatte sie denn? Ich stupste sie vorsichtig mit der Nase an. Das mochte sie damals gern. Miau, damals. Ja, das ist jetzt auch schon Monate her.

Nach und nach erfuhr ich dann, wie sich alles zugetragen hatte und warum wir uns aus den Augen verlieren konnten. Wir waren damals erst eine Woche ein Paar und streunten zusammen durch die Hamburger Innenstadt. Wo ich wohnte, wusste sie nicht. Ich sturer Kater! Warum muss ich daraus auch immer ein Geheimnis machen, miau. Egal, ist passiert. Auf jeden Fall hatten wir dann nach sieben Tagen kennenlernen eine tolle Nacht und ich war sehr stolz auf mich, dass ich eine Woche gewartet hatte, miau. Ich bin schließlich ein Kater und normalerweise geht bei mir der Trieb vor Katastrophe! Also zurück zu Clara. Die Nacht war der Hammer und ich wusste damals, die is es. Morgens habe ich mich aus der Behausung geschlichen, um uns ein leckeres Katzenfrühstück zu besorgen. Den frischen Fisch hatte ich schon im Gepäck, brauchte ich also nur noch Sahne. Ich wusste, dass Clara die so sehr mochte und was macht man nicht alles für seine Liebste. Darum bin ich noch zum nächsten Laden und dann gleich zurück zur Behausung. Ihr könnt euch den Schreck vorstellen, als ich vorm leeren Schuppen stand. Sie war weg. Einfach weg. Ich habe damals ganz Hamburg nach ihr abgesucht und es irgendwann aufgegeben. Seitdem poppe ich, was ich kriegen kann. Bin schließlich auch nur ein Kater, miau. Verlieben konnte ich mich nie wieder.

Ich konnte ja nicht wissen, was ich jetzt weiß. Clara hat auch nach mir gesucht und dachte ich bin nach dieser Nacht einfach abgehauen. Ich war schon ein wenig enttäuscht, dass sie das dachte. Naja, bei jeder anderen Katze hätte ich das wahrscheinlich auch gemacht, aber nicht bei ihr.

Auf jeden Fall ist sie bei ihrer Suche nach mir im Hafen gelandet und hat auch auf einigen Schiffen nach mir gesucht. Eines davon legte kurz darauf ab und Schluss war mit der Suche. Die Schiffsbesatzung hat sie aber sehr nett behandelt und als sie wieder in Hamburg ankam, war der kleine Racker schon auf der Welt. Seit einer Woche habe sie eine nette Unterkunft für sich und den Kleinen gesucht und erst gestern hier bei Bobby Reich gefunden.

Wir waren so glücklich, dass wir uns wiedergefunden hatten und ich konnten mein Vaterglück gar nicht fassen. Der Kleine tollte mit mir auf dem Rasen als wenn er das schon immer gemacht hätte, miau. Naja, ich hatte ja schließlich auch Erfahrung mit meinen Nachbarskindern.

 

Miau, Familie kann so wunderbar sein!

Simba-König

Der Nagel

Tag der Arbeit hin und her. Krach? Nein! Das musste dann auch meine Mutter einsehen. Aber ich habe den Windfang schon vom gröbsten Müll und alten Brettern befreit, damit ich am anderen Tag anfangen konnte, das marode Teil auszubauen. Aber nicht allein. Das hatte ich mir geschworen. Also trabte ich am Dienstagmorgen gleich los zu Carlos. Mutter wollte natürlich mit. Sie hatte ihm ja gestern schon die freudige Botschaft überbracht und freute sich jetzt ihn abzuholen. Er saß im Vorraum und trank genüsslich seinen Kaffee. Aha, so schlecht ging es ihm dann doch nicht. Naja, aber ich hatte es versprochen. Also nahm ich den kleinen Rucksack, der auf dem Stuhl stand und wollte los. Von wegen! Auf einmal holt mein Kumpel noch einen Rucksack aus dem Nebenraum und stellt ihn vor meine Pfoten. Spinnt der! Ich bin doch kein Packesel! Außerdem ist er Alki und nicht gebrechlich. Der soll seine Klamotten selber schleppen. Man, war ich in Brasst und meine Mutter gab mir mal ausnahmsweise recht. Es geschehen noch Wunder. Tja, da musste Carlos wohl selber ran und schnallte sich das Teil auf den Rücken.

Bei uns wieder angekommen gab es erst einmal eine brüderliche Begrüßung und ich setzte mich in die Ecke. Schließlich hatte ich heute Morgen noch einen Hering auf dem Teller zurückgelassen. Jetzt war der richtige Zeitpunkt, ihn zu verputzen. Doch als ich auf meinem Platz saß und den Fisch suchte, war er weg. Miau, ich wusste wer sich den geschnappt hatte. Ich warf meinem Bruder böse Blicke zu, aber der tat so, als wenn er von nichts wusste. Typisch!

Ich hatte mir am ersten Mai bereits einen Plan gemacht, wie ich beim Ausbau vorgehen wollte und hatte vorgeschlagen, das gleich in großer Runde zu besprechen. Schließlich konnte ich jede helfende Pfote gebrauchen. Mein Bruder war gleich dabei und Mutter schlug vor, sich wegen ihrer alten Knochen, mehr um das leibliche Wohl zu kümmern. Davon waren alle begeistert. Schließlich ist sie für ihre Kochkünste bekannt. Nur Carlos druckte herum, dass es ihm heute gar nicht gut gehe und so. Das brachte das Fass zum überlaufen und ihr hättet mal meine Mutter sehen sollen. Die hatte plötzlich keine alten Knochen mehr, sondern die eines Teenagers. Sie sprang auf, positionierte sich direkt vor Carlos und hielt ihm eine Gardinenpredigt, die sich gewaschen hatte. Dem faulen Sack standen alle Katerhaare zu Berge und er war plötzlich kerngesund. Also fingen wir drei Jungs an zu werkeln. Die meisten Bretter mussten wir erst einmal entfernen und wir ließen nur die Balken stehen. Mein Brüderchen war mit der Zange sehr geschickt und ich hatte darin sowieso Übung. Nur Carlos zog ewig an den rostigen Nägeln und kam einfach nicht von der Stelle. Schließlich konnte ich das nicht mehr mit ansehen. Also bat ich ihn, das zu lassen, sich eine Büchse zu holen und die rostigen Nägel einzusammeln. Sofort ließ er die Zange fallen und ging los. Aber weit kam er nicht. Ein lautes Miau! Ein Aufschrei und noch einmal Miau! Er war auf einen der rostigen Nägel getreten. Sofort stand Mutter im Türrahmen und stürzte sich auf den Totkranken. Natürlich wurde er erst einmal in die Stube gebracht, der arme Kerl. Das Bein hätte ja abfaulen können. Natürlich wurde er von hinten bis vorne bemuttert, bekam ein Schälchen Milch und schon mal eine Kostprobe vom Mittagessen.

Mein Bruder und ich schauten uns nur an und dachten dasselbe: Einige Katzen wissen doch immer sich zu drücken.

Auf die Fleißigen!

Bis bald.

Euer Simba

Simba-König

Erster Mai

Na, habt ihr gefaulenzt am Feiertag? Ich wollte, aber die Suppe hat mir jemand gehörig versalzen und das war so:

Wie ihr ja wisst, lebe ich ja seit Wochen in einer Großfamilie. Mein Bruder und meine Mutter sind ja praktisch Stammgäste bei mir geworden, miau. Das wäre ja noch zu ertragen. Auch die beiden kleinen Racker von nebenan habe ich im Griff. Aber dass meine Mutter jetzt auch noch verlangt, Carlos Asyl zu gewähren, ging echt zu weit! Nein und nochmals nein! Der hat ne eigene Bude. Doch egal wie oft ich ihr widersprach, sie kramte immer neue Argumente hervor, es sei doch mein bester Freund und er wäre noch zu labil, ich solle doch mal daran denken, dass er mir auch beim Abnehmen geholfen hat. Da platzte mir der Kragen. Beim Abnehmen geholfen. Der hat mich armen Trottel ein halbes Jahr mit Weihnachtsmannmütze durch Hamburg laufen lassen.

Inzwischen war ich hinausgelaufen. Schließlich ist ein Kater am Liebsten im Freien und in meiner Bude war eh dicke Luft. Da kamen mir die kleinen Racker vom Nachbarn entgegengerannt und ich dachte, was für eine gelungene Abwechslung. Onkel Simba hat dann mit ihnen auf dem Hof ein bisschen gekickt und schon ging es ihm besser. Dann musste ich die Süßen aber auf später vertrösten und bin wieder zurück in meine Bude. Miau, was für ein scheiß Feiertag. Aber der Hammer kam erst noch. Mutter und Brüderchen hatten genügend Zeit, um einen Schlachtplan zu schmieden und mir war klar, gegen die Zwei würde ich irgendwann doch verlieren. Also hörte ich ihnen erst mal zu, ist ja schließlich Familie. Die kann ich ja wohl nicht einfach vor die Tür setzen. Also Augen zu und durch. Scheiß Idee! Wäre ich bloß abgehauen. Ein Kater findet immer einen Unterschlupf.

Da haben die mir beide doch lang und breit erklärt, wie wir das Platzproblem lösen könnten. Der Windfang vor dem Schuppen sei doch schon länger baufällig und müsste mal gerichtet werden und fürs Erste reichen doch auch einige Bretter. Die müsste man nur annageln und vielleicht die Dachpappe draufnageln, die schon lange im hinteren Schuppen liegt. Den richtigen Ausbau könne man doch später nachholen.

Da werden doch die Läuse wild! Ich höre immer WIR könnten und MAN müsste. Ich weiß schon, wo der Kater langläuft. ICH bin das arme Schwein, was das alles machen soll! Meine Mutter kann doch auch zu meinem Freund Carlos gehen und ihn weiter bewachen, was ich eigentlich total blödsinnig finde. Denn wenn ein Alkoholiker nicht selbst aufhören will, schafft es auch kein anderer ihn vom Saufen abzuhalten, nicht mal meine Mutter!

Doch dann kam sie damit, dass mein Bruder sie die ganzen Jahre allein unterstützt hat und mit der ganzen Theatralik seines Lebens. Ich solle mir ein Vorbild nehmen und so.  Das hat gesessen. Da fehlten mir alle Argumente und knickte ein. Aber dann kam noch der richtige Pferdefuß, als sie von mir forderte gleich damit anzufangen. Was? Heute, am Feiertag? Außerdem der Lärm! Doch sie sagte nur: „Mein Junge, heute ist der Tag der Arbeit.“

Typisch Mutter.

Bis nächste Woche und lasst euch nicht unterkriegen.

Euer Simba, Miau.