Rückblick – Weihnachtsmarkt
Es war mal wieder soweit – Weihnachtsmarkt. Leider blieb mir nicht viel Zeit, da ich noch das Meeting des morgigen Tages vorbereiten musste. Aber ein Glühwein ging immer. Also ließ ich mich von meiner Kollegin überreden und sie stand tatsächlich Punkt 19 Uhr vor dem Hotel. Es war ein schöner Dezemberabend und Kati war bis zu den Augen in einen wollweißen Schal gewickelt. Als ich aus dem Ausgang des Hotels in die kalte Abendluft trat sah ich unwillkürlich in den klaren Sternenhimmel. Mein Gott, war das schön. Kati sah mich fragend an. „Woas is?“ Ich winkte nur ab und wollte nicht länger darüber nachdenken, wie lange ich mit Jochen nicht die Zeit hatte, so etwas zu genießen. Eines wusste ich in diesem Moment, das musste sich ändern. Als wir am Christkindlmarkt ankamen, traute ich meinen Augen kaum. Ich war schon auf einigen Märkten gewesen, aber dieser Weihnachtsmarkt toppte alles. Ich blieb ruckartig stehen und der kleinen Maus an meiner Seite riss ich damit arg am Arm. „Au! Woas soll das?“, entfuhr es ihr. Ich entschuldigte mich gleich, aber als Kati mein strahlendes Lächeln sah, verstand sie. Ich war nach meinem Zusammenbruch erst wieder einige Wochen im Dienst und nervlich noch sehr schwach. Aber das hier war Balsam für meine Seele. Kati schleuste mich gleich zum Höhepunkt des Weihnachtsmarktes, der größten Feuerzangenbowle der Welt. Wir hatten das Glück, dass gerade das riesige Zuckerstück gewechselt und neu entflammt wurde und so starrten wir beseelt auf die beachtliche Flamme. „So, Kati, jetzt trinken wir aber was davon.“ Ich wollte gerade gehen, als sie mich am Arm zurückzog. „Wart, I hols.“
Damit ließ sie mich stehen und verschwand. Ich hatte sie kaum aus den Augen verloren, da stand sie schon wieder vor mir. „Wie hast Du das so schnell angestellt?“, fragte ich sie. Aber Kati zuckte nur mit den Schultern und grinste. Dann schlug sie heftig ihr Glas an meines und prostet mir zu. Sie sah aus, wie ein kleiner Weihnachtself in ihrem roten Mäntelchen. Ihre Haare hatte sie zu einem geflochtenen Kranz um ihren Kopf gebunden und sicher hatte sie auch ein Dirndl an. Wenn sie jetzt noch spitze Ohren hätte könnte sie glatt beim Weihnachtsmann aushelfen. Erst als Kati mich anstieß, merkte ich, dass ich in einem Tagtraum versunken war und musste lachen. Plötzlich war sie schon wieder verschwunden und kam erneut mit zwei vollen Gläsern zurück. Nach dem dritten Glas entschieden wir uns für was Essbares, sonst würden wir das Hotel wohl nicht wiederfinden. Kati schlug vor zu Schaklik Wolf zu gehen und ich war sehr froh darüber. Nürnberger Bratwürste gab es quasi an jeder Ecke und die konnte ich wahrlich nicht mehr riehen. Am Stand angekommen ergatterten wir sogar noch zwei lauschige Plätze, die Kati gleich besetzte und ich organisierte die begehrten Spieße. Als ich mit denen zurückkam, hatte Kati Mühe sich einen Verehrer vom Leib zu halten. Als ich näher kam, hörte ich nur noch ihr wütendes „Schneich di!“ Der Bub torkelte an mir vorbei und Kati war sichtlich erleichtert. „Wer war das?“, fragte ich sie. Kati winkte erst ab, aber nachdem ich noch einmal nachgefragt hatte, erzählte sie mir die ganze Geschichte. Ich war entsetzt. „Kati, das darfst Du Dir nicht gefallen lassen. Wenn Du das zulässt, denkt der er kann sich alles bei Dir erlauben. „I hab’s dem Chef doch schon gesagt, aber….“ Sie schaute traurig auf ihren Spieß. Ich stieß sie an: „Was aber?“ Schweigen. Ich stieß sie wieder an. „I soll halt erst den Auftrag noch an Land ziehen, verstehst?“ Entsetzen machte sich in mir breit und ich bekam augenblicklich keine Luft mehr. „Unfassbar! Ist der noch ganz frisch im Hirn?“ Kati antwortete auf meine rhetorische Frage nur mit einem heftigen Kopfschütteln und ich nahm mir fest vor mit Lothar zu reden.
Schließlich hatten Kati und ich uns entschieden auf das morgige Meeting zu scheißen. Die Themen hingen uns sowieso schon aus dem Halse heraus. Und so wanderten wir vom Schaschlik Wolf über den Weihnachtsmarkt wieder zur Feuerzangenbowle. Nach einem weiteren Glasl schlug Kati vor einen „Heißen Caipirinha“ zu trinken. Wenn ich die nachfolgenden Auswirkungen vorher gekannt hätte, wäre mir nicht im Traum eingefallen einen Tropfen davon zu trinken. Also willigte ich natürlich ein.
Wie ich ins Hotel gekommen bin, kann ich heute nicht mehr sagen und das Meeting am anderen Tag ließen wir ausfallen.